History 1982 - 2002

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Hier also die ganze Wahrheit über den Kultcomputer "Amiga". Mit freundlicher Genehmigung des WEKA Computerzeitschriftenverlags in Poing bei München. Original verfasst von David Twigg Flessner. Ab 1995 wurden als Quellen diverse andere Webseiten, unter anderem das "Virtuelle Computermuseum" und Textbeiträge von M. Heine, verwendet.
"Executive Update" am Heiligen Abend
Es hätte wohl keiner in der Community mehr damit gerechnet, geschweige denn daran geglaubt, das Bill McEwen zum Ausklang des Jahres 2001 noch ein "Executive Update" veröffentlichen würde. Umso überraschender war es deshalb, das man am 23. Dezember 2001 auf der Webseite von Amiga inc., nach Monaten der Funkstille, wieder eines finden konnte.
Bill McEwen entschuldigte sich zunächst dafür, das so lange nichts von der Mutterfirma in USA zu hören war und gab zu verstehen, das dies nicht an mangelnden Aktivitäten gelegen hätte. Die Beschaffung von Geld und gemeinsame Entwicklungen mit Partner aus dem fernen Osten hätten viel Zeit und Resourcen verschlungen, aber Amiga Inc. zu einer wahren globalen Firma wachsen lassen. Er bedankte sich für die Loyalität der User und die tatkräftige Unterstützung durch die Entwickler in der Vergangenheit und fügte nach Visionärem hinzu, das sich dies bald für beide Parteien auszahlen würde.
Nach ein paar Sätzen über den "AmigaDE" - Player und seiner Vision vom "Digital Habitat", einem digitalen Lebensraum, wies er auch auf die extra dafür ins Leben gerufene Webseite hin und forderte die User dazu auf, diese zahlreich zu besuchen, den Player zu erwerben und Werbung dafür zu machen, um ihn zu verbreiten. Auch das Softwareangebot für den Player sollte in den nächsten Monaten laut McEwen um zahlreiche Applikationen erweitert werden.
Außerdem erwähnte er in diesem Zusammenhang, das er bereits einen Vertrag mit einem großen Hersteller für Set-Top-Boxen unterzeichnet hätte, aber diesen erst in der zweiten Januarhälfte bekanntgeben könnte. Die Geräte des Herstellers sollten alle mit "AmigaDE" - Software ausgestattet werden. Der nächste Punkt war das AmigaDE SDK. Er kündigte neue Technologien, wie zb. das Ami2D, das bereits seit zwei Monaten für einen auserwählten Personenkreis zur Verfügung stünde, an, die sich momentan im Beta-Stadium befänden und bald ins SDK integriert werden würden. Als Beispiel nannte er das das Spiel "Gobbler" von Pulsar Interactive das bereits mit Ami2D entwickelt worden war.
Auch der Nachfolger, Ami3D, sei bereits in der Entwicklung. Bill McEwen begeistert dazu: „Ich habe Bildschirmfotos vom neuen Ami3D in Aktion gesehen und staunte über Bildschirme, auf denen feste Gegenstände herum flogen und von Wänden abprallten. Das sind großartige Neuigkeiten, denn durch die Portierbarkeit von DE-Applikationen und den neuen 2D und 3D Diensten, werden AmigaDE-Entwickler in der Lage sein, ihre Kreativität zu zeigen“.
Außerdem kündigte er eine neue „Skript“ – Programmiersprache, genannt „Sheep“, an. Dabei sollte es sich um eine Ergänzung für das DE und andere Betriebssysteme handeln, mit der es möglich sein sollte, nicht nur kleine Skripte und Makros, sondern auch große Applikationen zu erstellen. Auch ein neuer Oberflächendienst, genannt „Prism“ sei in Entwicklung. All dies sollte unter anderem in zukünftige SDK`s integriert werden.
Dann kam er zu dem, für viele wohl interessantesten Punkt im „Executive Update“, dem AmigaOS. Er gab zu verstehn, das das AmigaOS ein äußerst wichtiger Punkt für die Zukunft bei Amiga Inc. sei. Dieser Satz war im Übrigen Fett gedruckt zu lesen. Bill McEwen äußerte sich dazu folgendermaßen: „Leidenschaftlich und energisch werden wir das AmigaOS zu einem die Welt erobernden Produkt entwickeln. Zudem werden wir es leidenschaftlich und energisch gegen jeden verteidigen, der versucht dem AmigaOS Schaden zuzufügen, es nieder zu machen oder unrechtmäßig persönliche Vorteile daraus zu ziehen“.
Gleichzeitig entschuldigte er sich aber auch dafür, das der geplannte Termin für neue AmigaOS – Produkte am 1.November nicht eingehalten werden konnte. Der finanzielle Druck der damals auf der Firma lastete, verstärkt durch die Schreckenstat vom 11. September, sowie die Ankündigung des PowerPC G5 wären dafür verantwortlich gewesen, den Termin verschieben zu müssen und den „Fahrplan“ neu zu überdenken.
Bill McEwen dazu:“ Die Überleitung vom AmigaOne und der erfolgreichen Generation der Plattform erfordert ein vorsichtiges Vorgehen. Wir haben die Überleitungen anderer Plattformen untersucht, um sicher zu gehen, dass wir versuchen, was andere richtig gemacht haben und nicht, was andere falsch machten. Der Übergang erfordert tiefgreifende Kenntnisse der Software des AmigaOS3.x und der Hardware des Classic-Amiga“.
Auch über die übernächste Amiga – Generation verlor er einige Sätze. Ein eigenes Team würde bereits daran arbeiten, diese unter absoluter Geheimhaltung zu entwickeln. Geheimhaltung deshalb, um die Öffentlichkeit nicht abzulenken und erstmal auf die Einführung des AmigaDE, des AmigaOne und des AmigaOS 4.0 vorzubereiten.
Dann bedankte er sich noch bei zahlreichen Partnern, unter anderem Eytech, erwähnte noch die Vorteile des AmigaOS 4.0 und weshalb die Entwicklung aus Gründen des Produkt – Managements zu Hyperion ausgelagert worden war.
Schließlich gab er noch zu verstehn, das man bei Amiga Inc. hart daran arbeite, den Prozess bis zur Veröffentlichung erster Produkte zu beschleunigen und appelierte abermals an die Community:“ Ich brauche Sie, um diesen Leuten von einer Technologie zu erzählen, die es erlaubt, dieselben Inhalte ohne Änderungen auf zahlreichen Geräten zu starten. Ich brauche Sie, um diesen Leuten zu sagen, wie sie Linux oder Windows einsetzen und Amiga-Inhalte auf jeder Maschine starten können. Ich brauche Sie, um diese Leute daran zu erinnern, dass das Meiste der derzeitigen Inhalte für PDAs gemacht sind, und um sie zu bitten, das, was sie auf PDAs oder anderen Handheld-Spielesystemen gesehen haben, mit dem zu vergleichen, was die Amiga-Gemeinschaft zurzeit aufbaut. Ich brauche Sie, um die Entwickler zu unterstützen, die Inhalte für den Amiga auf jede mögliche Weise erschaffen“.
Zum Schluss ging er nochmals auf den AmigaDE – Player und dessen Vorteile ein und rief die Community ein zweites Mal auf, zahlreich die dafür eingerichtete Webseite zu besuchen und kräftig dafür und den AmigaDE - Player Werbung zu machen. Er versprach außerdem, in Zukunft wieder häufiger die Öffentlichkeit über Neuigkeiten zu unterrichten und wünschte allen ein Frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes 2002.
Die Amiga - Gemeinde sah den Aufruf bezüglich des DE - Players aber eher als Hilfeschrei von Amiga Inc. an und blieb weiterhin gelassen und in den Meinungen zweigeteilt. Die meisten konzentrierten sich nach wie vor in erster Linie auf Ankündigungen von Drittherstellern, als auf Versprechungen von Amiga Inc.– aber man hoffte insgeheim wohl doch, das 2002 Amiga Inc. endlich das bringen würde, was lange Zeit angekündigt und erhofft, aber nie Wirklichkeit geworden war – ein neues, revolutionäres Amiga – System mit Zukunft, nach einheitlichem Standard.
2002: Neuer Partner für Set Top Boxen und OS4 - News
Gleich zu Beginn des neuen Jahres verkündete Amiga Inc. die Zusammenarbeit mit einem neuen OEM - Partner. In der dazugehörigen Pressemitteilung vom 23.01.2002 wollte Bill McEwen aber den Namen desselbigen noch nicht preisgeben.
Lediglich die Tatsache, das es sich um einen namhaften Hersteller von Set Top Boxen handelte, wurde an die Community weitergegeben. Nur die Entwickler seien von ihm laut Pressemitteilung in Kenntnis gesetzt worden, wer der neue Partner sei.
Bill McEwen gab aber zu verstehn, das dies in den nächsten Wochen geschehen würde, er aber momentan an vertragliche Verpflichtungen gebunden sei, die es ihm erst erlaubten, den Namen an die Öffentlichkeit weiterzugeben, wenn der neue Partner sein „Ok“ dazu gegeben hätte. Er entschuldigte sich dafür, fügte aber hinzu, das sich das Warten lohnen würde und dies „ganz normal“ sei, wenn man mit „multi-billion-dollar“ – Unternehmen verhandle.
Wie dem auch sei – so richtig interessierte sich keiner aus der Community für diese Neuigkeit. Zu viele Partnerschaften wurden in der Vergangenheit angekündigt und abgeschlossen – ohne konkrete Ergebnisse.
Konkretes gab es dafür in einer Pressemitteilung zwei Tage zuvor von Hyperion zum Amiga OS4 – Entwicklungsstatus. Ben Hermans, Managing Partner bei Hyperion, entschuldigte sich in seinem Schreiben vom 21.01.2002 zunächst bei der Community für das Fehlen von Berichten in der Vergangenheit über den aktuellen Status von OS4. Er appelierte jedoch gleichzeitig an das Verständnis der Amiga - Fangemeinde, da es bei einem derart komplexen Projekt nicht immer möglich sei, aufgrund der vielen Arbeit, regelmäßige Statusberichte zu verfassen.
Hermans betonte allerdings, das Hyperion keine leeren Versprechungen, wie das so oft von anderen Unternehmen in der Vergangenheit der Fall war, machen würde. Hyperion habe bereits ein Entwicklerteam von etwa 25 Leuten zusammengebracht, viele aus dem Team von OS 3.5 und OS 3.9, darunter auch einige sehr namhafte und respektive Amiga – Entwickler.
Auch Dave Hynie habe zugestimmt, als technischer Berater zur Verfügung zu stehen. Er erläuterte weiter die Vorzüge des neuen PowerPC – basierenden Systems und stellte klar heraus, das AmigaOS 4.0 größtenteils von Festplatte oder „Flash“ – Roms ladbar wäre, also kein weiteres ROM mehr benötigen würde. Außerdem sollte es ohne Schwierigkeiten von CD installierbar sein, ohne ein bereits vorinstalliertes OS3 – System zu benötigen.
Den geplanten Veröffentlichungstermin für Februar stellte er jedoch in Frage, da einiges der Funktionalitäten, die eigentlich für OS 4.2 geplant waren, jetzt bereits in OS 4.0 integriert werden sollten – also ein mehr an Arbeit bedeuteten. Aber aus technologischer Sicht würde man mit dem fertigen Produkt dadurch weit mehr zufrieden sein, so Hermans weiter.
Er versprach außerdem, das er versuchen werde, ab Ende Januar, wenn die meisten rechtlichen Belange geklärt sein würden, die Community regelmäßiger über das Fortschreiten des Projekts zu informieren. Abschließend entschuldigte er sich noch für das, was die Vorbesitzer des AmigaOS in der Vergangenheit an Versprechungen geäußert, aber nie umgesetzt hatten und appelierte in diesem Zusammenhang nochmals an die Geduld der Community.
Zusätzlich war der Pressemitteilung noch eine Auflistung der Features angefügt, die das neue Betriebssystem enthalten sollte. Neben einem komplett neu geschriebenen Kern des OS („Exec“), waren ein PPC – Natives Filesystem, Plattenrettungs- und Restaurierungswerkzeuge, PPC – natives RTG – System, Warp3D, Open GL 1.3 (Mesa 4.0.x), PPC – natives RTA – System (AHI), PPC – native Intuition und ReAction, sowie SCSI-Treiber für SCRIPTS-basierte SCSI – Adapter geplant.
Neues „Executive Update“ und AmigaOne auf der “alt.WOA”
Mit Grüßen an die „Amiga Familie“ wurde dann knapp 1 Monat später, am 22.02.2002, ein weiteres „Executive Update“ durch Bill McEwen eingeleitet und veröffentlicht. Gleich zu Beginn verdeutlichte er, das die Geschäfte bei Amiga nach wie vor den „gewohnten Gang“ gingen und sich das Unternehmen rasch den gesteckten Zielen nähere. Er bedankte sich zunächst bei allen Freunden und Familienangehörigen für die Unterstützung, die diese ihm, sowie allen anderen in der Firma, in der Vergangenheit für die Verwirklichung der Träume bei Amiga gegeben hatten.
Außerdem betonte er, das Amiga Inc. in den vergangenen zwei Jahren ziemlich gewachsen sei und trotzdem die ursprünglichen Pläne weitestgehend eingehalten werden konnten. Er bedankte sich deshalb nochmal bei jedem für die Geduld und Euphorie im Bezug auf Amiga, was ein weiteres Wachstum in der Zukunft garantieren würde.
Anschließend erläuterte er nochmal den Wandel in der „Roadmap“, den man bei Amiga Inc. im Jahre 1999 vollzogen hatte, um zusammen mit der „Tao – Group“ für die „digitale Zukunft“ gerüstet zu sein. Und gab zu verstehen, das dies die beste Entscheidung gewesen wäre, die man hätte machen können. Und auch bei Francis Charig von „Tao“, einem Freund von Bill McEwen, sowie dem gesamten Team bei „Tao“ bedankte er sich und betonte vor allem die positive und enge Zusammenarbeit mit der Gruppe in der Vergangenheit.
Doch trotz der Pläne und der begonnenen Produktentwicklung seien noch viele finanzielle Mittel notwendig, um alles verwirklichen zu können. Frank Wilde, der momentane „Chairman“ bei Amiga Inc., sei in der Vergangenheit jedoch eine große Hilfe gewesen, den finanziellen Grundstock der Firma weiter auszubauen und McEwen gab zu verstehen, das dadurch sich das Wachstum bei Amiga Inc. in Zügen nach vorne bewegt hätte und die Firma in Regionen vorgedrungen wäre, wie es sich niemals jemand zuvor vorzustellen gewagt hätte.
Bill McEwen war also mehr als zufrieden mit dem, was bei Amiga Inc. bis dato erreicht wurde. Neben den vielen Danksagungen nutzte er aber auch die Möglichkeit, neues anzukündigen.
So gab er als erstes den Namen des sagenumwobenen „Set – Top – Box“ – Partners bekannt. Nokia und deren neues „Media – Terminal“ war damit gemeint. Noch vor Sommer 2002 sollte von Amiga Inc. dafür Software erhältlich sein. Desweiteren nutzte er die Gelegenheit, die Präsenz von Amiga Inc. auf der vom 12. – 15. März in San Francisco stattfindenden „Embedded Systems – Show“ der Öffentlichkeit mitzuteilen. Er versprach, dort die neue Amiga – Technologie, sowie einige Neuentwicklungen, die nie zuvor in anderen Produkten zum Einsatz gekommen sind, der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Bei der Standnummer, die Bill McEwen dabei angab, handelte es sich aber um den Stand von Microsoft, die ebenfalls auf der Messe vertreten sein sollten. Um die daraus entstandene Verwirrung in der Community aufzulösen, gab Gary Peake am 25.02.2002 folgendes "Statement" dazu ab: "Microsoft hat uns gebeten, AmigaDE und einige Entwicklerprogramme auf verschiedenen Geräten auf ihrem Stand vorzuführen." Man fragte sich allerdings in der Community, was das zu bedeuten hatte und warum sich gerade jetzt Microsoft für die neuen Amiga - Produkte zu interessieren schien. Die Meldung sorgte jedenfalls wieder für ausreichend Gesprächsstoff in den Foren.
Neben der Vorstellung von neuem Personal, das das Team bei Amiga weiter verstärken sollte, äußerte er sich auch noch über die positive Entwicklung im Bezug auf AmigaOS 4.0, sowie die gute Zusammenarbeit diesbezüglich mit Hyperion. Abschließend blickte er ein drittes Mal euphorisch in die Zukunft und bedankte sich nochmals, in typisch amerikanischer Tradition, bei der Community.
Ein „Executive Update“ also, wie man es gewohnt war. Ohne konkrete Andeutungen auf fertige Produkte und ziemlich realitätsfern. Am 24.02.2002 veröffentlichte Don Cox auf der „AmigaOne-Mailingliste“ jedoch einen Kurzbericht, in dem zu lesen war, das auf der „alt.WOA“ – Messe ein lauffähiger AmigaOne – Rechner demonstriert wurde.
Er schrieb darin:“ Ich bin gerade von der Alt WOA in Huddersfield zurückgekommen. Es wird euch vermutlich interessieren, dass Alan Redhouse heute Morgen ein produktionsbereites AmigaOne Motherboard erhalten hat, und dass er es vorgeführt hat. Anscheinend hat Escena bisher Linux darauf laufen lassen (bis OS4 fertig ist). Alan konnte in der zur Verfügung stehenden Zeit den Bootvorgang nur bis zum BIOS lauffähig bekommen, aber offensichtlich funktioniert das Motherboard.
Die Spezifikationen wurden im Vergleich zu früheren Versionen erheblich verbessert. Die Produktion des Motherboards beginnt in sechs Wochen. Der genannte (geschätzte) Preis war absulut angemessen - Ich denke Alan wird euch in Kürze die genauen Details mitteilen."
Andere Messebesucher berichteten sogar von noch weiteren Details zum neuen Rechner. So sollten Ethernet, USB und Sound „onboard“ sein, vier PCI – Slots und AGP2 vorhanden, sowie die Verbindung zum A1200 sich ab sofort auf einer optionalen PCI – Karte befinden. Das Einsteigermotherboard sollte desweiteren aus Kostengründen mit einer festverlöteten CPU ausgeliefert werden. Als Prozessoren wären G3 – CPU`s mit 600 oder 750Mhz angedacht gewesen.
Diese Angaben wurden aber von offizieller Seite nicht bestätigt. Alan Redhouse veröffentlichte deshalb am 25.02.2002 auf der AmigaOne - "Mailingliste" ein ausführliches Statement, um etwas Klarheit in die "Gerüchteküche" zu bringen. Darin versprach er, noch in der ersten Märzwoche 2002 ausführliche, offizielle Informationen zum neuen Rechner veröffentlichen zu wollen. Desweiteren erläuterte er unter anderem, das das Motherboard ein "Open Firmware - kompatibles Bios besitzen werde und derzeit "TurboLinux" darauf laufe, bis AmigaOS 4.0 erhältlich sei. Zudem war geplant, das das Einsteigermodell, wie in den Gerüchten bereits vorgegriffen, mit einer festverlöteten G3/600 er CPU und das Profi - Board mit einer gesockelten CPU auf den Markt kommen sollte. Auch eine "Board" - Version mit G4 - CPU war angedacht.
Produziert wurde der AmigaOne übrigens im Auftrag von Eyetech in Fernost und das "Einsteigermodell"sollte, laut Redhouse, für ca. 600 Euro (ohne Steuern) auf den Markt kommen.
Neue Produktreihe und Kooperation mit Microsoft
Am 13.03.2002 kündigte Bill McEwen mit „Amiga Anywhere“, ehemals AmigaDE, eine neue, überarbeitete Produktreihe an, über die die Produktion und der Vertrieb von Inhalten für verschiedenste elektronische Geräte, wie zum Beispiel PDA`s, Handys, etc., noch stärker vereinfacht werden sollte.
Eine überarbeitete Infrastruktur sollte außerdem neben einem optimierteren Produktionsverfahren und einem geringeren „Recourcen“ - Einsatz, auch dem Endverbraucher eine höhereQualität der Produkte garantieren. Laut Bill McEwen hätten bereits mehr als 3000 Entwickler Verträge unterschrieben für „Amiga Anywhere“ Software zu entwickeln und 67 Titel sollten bereits verfügbar sein.
Bill McEwen dazu: „Die Amiga – Community“ ist weltweit berühmt dafür, neue, aufregende Anwendungen zu entwickeln. Die Firma Amiga hat zudem von ihrem Vorgänger das Erbe angetreten, über ein großes „Kow – How“ im Videospielesektor und in der Filmanimation, begründend auf die damaliga Marktführerschaft Commodores in diesem Bereich, zu verfügen. Dieses Wissen wird heute von uns dazu eingesetzt, Software zu entwickeln, die auf nahezu jedem digitalen Gerät lauffähig ist und wird uns in neue, aufregende Höhen katapultieren, je mehr Fortschritte wir machen.“
Francis Charig, CEO von „Tao“, dazu: “In den zwei Jahren, seit die „Tao“ – Gruppe und Amiga angefangen haben, zusammenzuarbeiten, wurde diese Zusammenarbeit zunehmend intensiviert. Firmen suchen derzeit nach Softwarelösungen, die von den Anwendern gekauft werden, aber auf einer breit gestreuten Anzahl von Geräten lauffähig sind. Amiga ist die einzige und erste Firma, die derzeit solche Software in ihrem Sortiment hat und in der Lage ist, diese auch zu liefern.“ Und Nokia`s Multimedia – Terminal sollte dabei den Anfang machen.
Eine einen Tag zuvor, genauer am 12.03.2002, veröffentlichte Pressemitteilung von dem weltgrößten Softwareunternehmen Microsoft sorgte allerdings für weit mehr Furore in der Amiga – „Community“. Denn darin wurde bekanntgegeben, das Amiga zukünftig für die Kleingeräteplattform WindowsCE .NET optimierte Software veröffentlichen würde, die bereits im April 2002 zur Verfügung stehen sollte.
Gleichzeitig wurde eine neue Internetpräsenz dazu eingerichtet. Ansonsten wurde nochmals die Vergangenheit der Firma Amiga erläutert, Bill McEwen gab sich wieder einmal eupheurisch, sowie die Vorzüge des neuen „Amiga Anywhere“ aufgezeigt und somit auch der „Nicht - Amiga – Gemeinde“ zugänglich gemacht.
Die „echte“ Amiga - „Community“ nahm die Ankündigung jedenfalls eher mit geteilter Meinung auf. In vielen Foren war vom „Ende“ des Traums die Rede, aber auch Befürworter meldeten sich zu Wort. Jedenfalls war das eingetreten, was keiner erwartet und wohl die wenigsten sich gewünscht hatten – Amiga Inc. arbeitet mit Microsoft – dem Erzfeind nummer Eins, zusammen.
Neues vom „AmigaOne“
Etwas erfreulicher für die "Community" war da schon die Pressemitteilung, die Eyetech zum geplanten AmigaOne am 15.03.2002 veröffentlichte. Zwar mit einwöchiger Verspätung – Alan Redhouse hatte den Fans ja versprochen, neue "Fakts" bereits in der ersten Märzwoche zu veröffentlichen – aber immerhin positiver als die Versprechungen von der Mutterfirma in den USA. Darin war zu lesen, das das Board des neuen Rechners bereits fertiggestellt sei und ab sofort Entwicklern, Beta – Testern für AmigaOS 4 und Händlern zur Verfügung stünde. Die Erstauflage sollte bereits im April ausgeliefert werden.
Beim Board handelte es sich um ein „ATX“ – Motherboard in voller Größe mit zunächst festverlöteter G3 bzw. G4 CPU. Ein 2x AGP – Bus, PCI – Steckplätze, USB – Ports, Audio, PS2 – Keyboard und Mausanschlüsse, sowie parallele und serielle Schnittstellen sollten dabei ebenfalls auf dem „Mainboard“ integriert sein. Außerdem war geplant, das der Rechner auch in der Lage sein sollte neben AmigaOS 4 das Betriebssystem Linux PPC zu booten. Das klang alles sehr vielversprechend und die „Community“ war äußerst positiv gestimmt auf die vielversprechenden Ankündigungen durch Eyetech. Lediglich die festverlötete CPU sorgte für Unstimmigkeiten und viele Fans forderten, dies noch bis zur Veröffentlichung des Rechners zu ändern.
Außerdem war angedacht, den Computer nicht mehr unter der Bezeichnung AmigaOne, sondern AmigaOnepoint5, also AmigaOne 1.5, auf den Markt zu bringen. Dies begründete Eyetech durch die zahlreichen Verbesserungen, die am ursprünglichen Design des Rechners durchgeführt wurden. Mit der Fertigstellung von AmigaOS 4 rechnete Eyetech jedenfalls für Mai 2002. Dann sollten auch die „Boards“ für die End - User verfügbar sein. Am geplanten Preismodell der Rechner, also 600 Euro für das Modell mit G3 – CPU, wurde allerdings nichts verändert.
In der Zwischenzeit konzentrierte sich die Mutterfirma in den USA ganz auf ihre neue „Amiga Anywhere“ – Produktlinie. So präsentierte Bill McEwen zum Beispiel in der US – Fernsehshow „Screen Savers“die neuen revolutionären Produkte von Amiga Inc.. Eines stand jedenfalls zu diesem Zeitpunkt bereits fest: Die Fans hatten sich längst von Amiga Inc. abgespalten und warteten nur noch gespannt auf den AmigaOne, der ja nun endlich Wirklichkeit zu werden schien.
Neuer Amiga geht in Produktion
Was lange währt, wird ja bekanntlich endlich gut. Das schien wohl auch für den neuen AmigaOne zu gelten, denn Eyetech, der diesen ja bekanntlich für Amiga Inc. In Lizenz fertigen sollte, gab am 18.03.2002 bekannt, das der Rechner bis zum 24. März 2002 in begrenzter Stückzahl von Händlern und Entwicklern vorbestellt werden könne. Die Auslieferung dieser ersten Amiga – Bestellungen sollte dann Anfang April 2002 erfolgen.
Die Massenproduktion der neuen Rechner war allerdings erst, laut Eyetech, für Mai 2002 vorgesehn. Erste „AmigaOnepointFive“ – Motherboards sollten dann zeitgleich mit der Fertigstellung von AmigaOS 4 verfügbar sein. Geplant war außerdem, das jedes „A1.5“ – Mainboard oder System nur mit AmigaOS 4 erhältlich sein sollte, die Boards aber auch mit Linux einsetzbar wären.
Am 19.03.2002 gab Eyetech schließlich noch den offiziellen Namen für den neuen Amiga – Rechner bekannt. „AmigaOneG3 – SE“ sollten die ersten Modelle heißen. Erste Bilder davon waren bereits auf der Webseite des Computerherstellers zu bewundern. Wenngleich sich über das Design des „A1G3 – SE“ noch streiten lies, war es doch erfreulich zu lesen, das der Traum vom neuen „Amiga“ nun doch in Erfüllung zu gehen schien. Außerdem machte der neue Amiga durch diese Ankündigungen auch in der Fachpresse der restlichen Computerwelt wieder auf sich aufmerksam.
„Executive Update“ zum AmigaOne
Der AmigaOne rückte also in greifbare Nähe und Bill McEwen ließ es sich deshalb auch nicht nehmen am 27.03.2002 ein neues „Executive Update“ zu den aktuellen Geschehnissen zu veröffentlichen. Mit „Schönen Grüßen“ an die Community wurde dieses dann auch gleich eingeleitet. Bill McEwen verwies zunächst auf die soeben erfolgreich zuende gegangene Computermesse „Embedded Systems“ in San Francisco, auf der das neue „Amiga Anywhere“ potentiellen Kunden, Kommentatoren und Entwicklern bereits vorgestellt wurde und diese auch begeistert haben soll.
Aber jetzt, so McEwen weiter, wäre es auch an der Zeit, der Amigagemeinde das Flaggschiff unter den Projekten von Amiga Inc. vorzustellen. Gemeint war damit das neue AmigaOS 4. Dabei gab er nochmals zu verstehen, das entgegen einiger Gerüchte, nach wie vor sämtliche Entwicklungen um AmigaOS 4 äußerst lebendig wären und man bei Amiga Inc. aufregende Pläne für die Zukunft mit weiteren Rechnermodellen und tollen neuen Features habe.
Auch wäre die Existenz des neuen OS nachhaltig gesichert und langfristige Ziele ebenfalls bereits abgesteckt. „Wir sehen das neue AmigaOS als Schreibtischlösung und „Amiga Anywhere“ als eingebettete Lösung für Mobiltelefone, PDA`s, Set-Top-Boxen und weitere neue Produkte. Sobald AmigaOS 5.0 erscheint, wird man sehen, wie diese beiden Linien verschmelzen. Zwei Welten werden inhaltlich zueinander finden und das Softwareangebot wird weiter wachsen.“, so McEwen euphorisch.
Dabei betonte er aber auch, das es wichtig wäre, das das „AmigaOS“ für die Amigagemeinde bestimmt sei, während „Amiga Anywhere“ dafür sorgen sollte, den Namen Amiga und die damit verbundene Technologie dem Rest der Welt bekannt zu machen.
Und um sich voll und ganz bei Amiga Inc. auf die Entwicklung der übernächsten Generation, AmigaOS 5, konzentrieren zu können, erläuterte er zusätzlich noch, weshalb es strategisch wichtig war, die Entwicklung der kommenden Hard- und Softwaregeneration von Partnerfirmen entwickeln zu lassen,. Natürlich fiel in diesem Zusammenhang auch ein Lob für die Firmen Hyperion („AmigaOS 4“) und Eyetech („AmigaOne“ – Hardware).
Als nächstes ging er auf die kommenden Features der „AmigaOne“ - Hardware, sowie auf die in der Vergangenheit aufgetretenen Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser ein, gab aber zu verstehen, das das neue Board bereits unter Linux laufe, bereits Bestellungen von Entwicklern dafür eingegangen wären, diese eng mit dem AmigaOS 4 – Team zusammenarbeiten würden und das neue OS derzeit an das Board angepasst werden würde.
Zum Schluss des ersten Abschnittes betonte er schließlich noch, das Amiga Inc. trotz der anziehenden Weltwirtschaft, geprägt durch den Erfolg von „Amiga Anywhere“, immer stärker werden würde und bedankte sich diesbezüglich bei der Amigagemeinde für deren Unterstützung.
Im zweiten Abschnitt des „Executive Updates“ erläuterte er dann, weshalb man sich von den ursprünglichen Plänen den „AmigaOne“ – Rechner mit „AA“ – Chips und „A1200“ – Schnittstelle auszustatten getrennt hatte und jetzt ein neues Board ohne „Customchips“ mit der Revision 1.5 unter der Bezeichnung „AmigaOnePointFive“ auf den Markt bringen wollte. Fleecy Moss, Chefentwickler bei Amiga Inc., verbrachte in diesem Zusammenhang im Februar 2002 auch einige Stunden mit den Managern und Ingenieuren von Eyetech um das neue AmigaOne“ Board, auf dem derzeit eine spezielle PowerPC – angepasste Version von „Linux“ lief, zu begutachten und sich von dessen einwandfreier Funktionalität zu überzeugen.
Aufgrund des Fehlens des „AA-Chipsets“ auf dem neuen Board plante Eyetech zusäzlich eine PCI – Karte mit „A1200 „– Mainboard für den „AmigaOne“. Diese sollte dann den Zugriff von älteren Programmen auf die „Customchip“ – Architektur der letzten Generation ermöglichen. Durch diese Methode sollte es darüber hinaus möglich sein, mit einer weiteren Schnittstellenvariante, eine Verbidung mit Hilfe eines Kabels mit dem CPU-Steckplatz eines A3000 oder A4000 herzustellen. Diese Option wurde allerdings von der kommenden Nachfrage abhängig gemacht.
Im dritte Abschnitt führte Bill McEwen nochmals die Hard- und Softwarespezifikationen, sowie die zahlreichen neuen Features der kommenden Amiga – Generation auf, sowie deren Verfügbarkeit.
Zum Abschluss folgte dann ein zweites Mal ein großes „Danke“ an die Amigagemeinde. Außerdem gab Bill McEwen zu verstehn, das nur durch den Erfolg von „Amiga Anywhere“ es jetzt möglich wäre Geld zu erwirtschaften und dadurch die lang gehegten Pläne für „Amiga Anywhere“ und „AmigaOS“ umzusetzen. Wohlwollende und euphorische Worte also vom CEO von Amiga Inc. – der Weg in die Zukunft schien somit endlich geebnet und der Traum vom neuen Amiga bald in Erfüllung zu gehen.
"Amiga Anywhere" - Entertainment Pack
Am 10. April 2002 wurde von Amiga Inc. schließlich ein sogenanntes "Entertainment Pack" angekündigt, das neben vier Spielen auch den dazugehörigen "Amiga Anywhere" - Player enthalten sollte, um auf Pocket PC, Windows CE und Windows CE - .Net basierten Geräten lauffähig zu sein. Bei den vier Spielen handelte es sich neben dem preisgekrönten "Planet Zed" und "Convex" vom Softwareentwickler "ZeoNeo" auch um "Gobler" und "Solitaire" von "Pulsar Interactive". Angekündigt wurde das "Pack" außerdem als Grundlage für zukünftige "Amiga Anywhere" Produkte.
Besonders hervorgehoben wurde in der dazugehörigen Pressemitteilung außerdem, das der neue Player weniger als 300Kb Speicherkapazität benötigte und auch stabile Ergebnisse bei Anwendungen und Spielen über 2Mb Filegröße liefern würde. Neben den üblichen euphorischen Statements von Bill McEwen über das neue Softwareprodukt und Amiga Inc. meldete sich diesmal auch Scott Horn, Director Embedded and Appliance Platform Group, von Microsoft zu Wort.
Seine Äußerung dazu: "Aufgrund der Tatsache, das mobile Geräte immer handlicher und leistungsfähiger werden, verlangen die Anwender geradezu nach einem reichhaltigen Software- und Spieleangebot für diese Geräte. Die einzigartige Kombination aus dem Windows CE - Betriebssystem und den Softwarelösungen von Amiga Inc. erlaubt es Entwicklern gerade dies für eine Vielzahl von Geräten gewährleisten zu können."
Ausgeliefert wurde das neue Softwarepacket durch Amiga Inc. am 15. April 2002 und konnte unter anderem auch über den eigenen "Webstore" bestellt werden.
Neuer Statusbericht von Amiga Inc.
Ein neues „Executive Update" folgte dann sogleich am 13.04.2002. Darin fasste Bill McEwen zunächst noch einmal die Ereignisse der letzten Monate zusammen und stellte dabei vor allem die Vorfreude auf die neue Computerplatform „AmigaOne“ und das Betriebssystem „AmigaOS4“, die zu diesem Zeitpunkt seitens Amiga Inc. und in der Community vorherrschte, in den Vordergrund.
Er betonte, das Amiga Inc. sich selbst zur Produktion und Entwicklung dieser neuen Plattform verpflichtet fühle, um den Usern nicht nur ein Qualitätsprodukt sondern auch ein Qualitätserlebnis garantieren zu können. Ziel sei es deshalb in der Vergangenheit vor allem gewesen, eine Strategie zu Schaffen, die die Plattform „Amiga“ wieder im Hauptfeld sieht, um dafür eine zukünftige, angemessene Marktposition erzielen zu können. Der „AmigaOne“ und das „AmigaOS 4“ seien dabei nur erste Zeichen dieser Strategie, so McEwen weiter.
Er fügte außerdem hinzu, das man bei Amiga fest davon überzeugt sei, die Qualitätssicherung im Griff zu haben, um „Substandardprodukte“, die den Amiga – Markt nur schädigen könnten, von einem einheitlichen Standard klar abzugrenzen. Dies sei vor allem durch eine ausgereifte Lizenzpolitik machbar geworden, die die Lizenznehmer dazu verpflichtete, ein komplettes Endprodukt zu entwickeln, mit gesicherter Qualität, Lieferung und Support. Dinge, die in der Vergangenheit im Amiga – Markt kaum zu finden waren und lediglich für unzufriedene Kunden, sowie Fehlschläge sorgten. Auch die feste Bindung der Software an die Hardware würde die neue Lizenzvereinbarung behinhalten, was laut McEwen eine größere Performance und Basis für schnelle Entwicklungen garantieren sollte. Deshalb sollten nach Plänen von Amiga Inc. auch zukünftige Versionen des „AmigaOS“ nur mit entsprechenden Lizenzvereinbarungen und entsprechender Hardware verkauft werden.
Neue Hardware müsste sogar eine „OS4“ – spezifische Erweiterung, quasi als Kopierschutzmassnahme im „Boot – ROM“, enthalten, so McEwen. Er betonte allerdings, um sich wohl nicht wieder allzu große Misgunst in der Amigagemeinde einzufangen, das alle gemachten Aussagen dieses „Executive – Updates“ nach Abstimmung mit Partnern, Entwicklern und Händlern getroffen wurden. Außerdem sollten Sie die Einsicht repräsentieren, das wenn die Amigaplattform wieder erfolgreich werden sollte, es Professionalität und Verantwortung bräuchte - wobei trotzdem die Bedürfnisse der Kunden ausschlaggeben wären. Damit wäre die Amigaplattform in jedem Falle wieder auf dem Weg nach vorn, so Bill McEwen abschließend.
Vereinbarungen und Ansätze, die vielversprechend klangen, doch die User wünschten sich jetzt erst einmal greifbare, neue Produkte, die auch tatsächlich gekauft werden konnten. Aber von einem genauen Zeitpunkt, wann dies der Fall sein würde, war auch in diesem „Executive – Update“ wieder einmal nicht die Rede.
Neues von "AmigaOne", "OS4", "Amithlon" und die Zukunft des "AmigaDE"
Nach diesem „Executive Update“ herrschte erst einmal Funkstille im Amiga – Lager. In den darauffolgenden zwei Monaten gab es nämlich so gut wie gar keine Neuigkeiten über das revolutionäre Computersystem - weder aus der „Community“ noch von den Herstellern direkt. Auch die Frage wann denn endlich der neue „AmigaOne“ erscheinen würde blieb weiterhin unklar.
Erst am 18.06.2002 gab es wieder eine Art „Newsletter“. Allerdings nicht von Amiga Inc. sondern von Eyetech, der Firma, welche ja bekanntlich die Hardware des neuen Rechners fertigen sollte. Doch darin wurde lediglich darauf aufmerksam gemacht, das was die Auslieferung der Entwicklerboards betraf, nur das gelte, was Eyetech direkt ankündige, da es diesbezüglich in der Vergangenheit immer wieder durch falsch verbreitete Äußerungen zu Misverständnissen gekommen war. Ansonsten wurde nur noch erwähnt, das jeder, der ein solches „Board“ ordere in eine durch Eyetech intern geführte Liste eingetragen werden würde, die es ermöglichen sollte, festzustellen, welche Entwickler sich ein solches „Board“ zulegen und mit welchem Wissensstand diese ausgestattet seien.
Von der Mutterfirma, Amiga Inc., gab es erst am 24.06.2002 in einem neuen „Executive Update“ wieder Neuigkeiten. Darin ging es unter anderem um „Amiga Anywhere“, „AmigaDE“, den „AmigaOne“, das „AmigaOS 4“,aktuelles über„Amithlon“, sowie das neue „Early Promotion“ – Programm, was die Vorbestellung von „AmigaOne“ – Rechnern bei Amiga Inc. betraf. Auch über die zu erwartenden Absatzzahlen der neuen Systeme wurde spekuliert. Diese sollten nach den Plänen von Bill McEwen über eine Art Lotterie ermittelt werden. Das sollte dann so aussehen, das jeder der daran interessiert war, sich einen neuen „AmigaOne“ mit „OS4“ zuzulegen sich schon mal vorab einen 50$ - Gutschein dafür kaufen konnte, inkl. gratis T-Shirt von Amiga Inc., den er dann beim Kauf des neuen Systems wieder angerechnet bekommen sollte. Und je nach Anzahl der Verkauften Gutscheine wurde angekündigt, entsprechend viele „AmigaOne/OS4“ - Systeme unter den Besitzern solcher „Wertpapiere“ zu verlosen. Damit wollte man auf einfache Art und Weise die Nachfrage nach den neuen Rechnern ermitteln, um somit die Produktionsmenge der „Boards“ herauszufinden.
Und auch ohne Kreditkarte sollte es möglich sein in den Besitz solcher Gutscheine zu gelangen. Gary Peak in einem Nachtrag vom 26.06.2002 dazu: „Ich habe mich mit unserer Hausbank darüber unterhalten. Zunächst gäbe es die preiswerteste Lösung, ganz normale Reisechecks bei der Bank Ihrer Wahl zu kaufen, und unterschrieben nach Amiga Inc. zu senden (am besten per Einschreiben). Es besteht allerdings trotzdem das Risiko des Verlusts auf dem Postwege - jeder Dieb oder "Finder" kann den Reisescheck, ohne Spuren zu hinterlassen, überall einlösen. Eine andere Möglichkeit ist eine internationale Überweisung, die jedoch bei 50 $ unverhältnismäßig teuer wird. Gleiches gilt für das Einsenden von Schecks, die Kosten sind bei 50 $ ebenfalls enorm hoch (je ca. 13,- EUR). Falls sich noch weitere Möglichkeiten ergeben, werde ich diese hier bekannt geben“.
Ansonsten gab es wieder wie in jedem „Executive Update“ vollmundige Ankündigungen und euphorische Töne durch Bill McEwen über eine vielversprechende, neue und digitale Zukunft ohne greifbare Ergebnisse oder konkrete Produktankündigungen. Er machte diesmal jedoch besonders darauf aufmerksam, das es sich trotz der langen „Funkstille“ bei den neu angekündigten Systemen nicht um einen Reklameschwindel handen würde und bekräftigte wieder die „Community“ durch Mundpropaganda Werbung für die neuen Systeme zu machen.
Er gab auch zu verstehn, das er mehr als beeindruckt von den Reaktionen auf die „AmigaOS 4“ - Screenshots und auf die Demonstration der ersten „AmigaOne – Boards“ war. Laut McEwen lagen diese sogar über den anvisierten Erwartungen. Aus diesem Grund sollte das neue „AmigaOS 4“ auch schon „Features“ enthalten, die ursprünglich erst für spätere Versionen gedacht waren. Bill McEwen dazu: „Da es notwendig war, bestimmte Teile des Codes neu zu schreiben, hat das Hyperion-Team sich entschieden, vorwärts zu marschieren und in das OS 4.0 einen großen Teil der erst für OS 4.1 und OS 4.2 geplanten Features einzubringen. Ben Hermans und und sein Team haben gute Arbeit geleistet, indem sie uns mit Screenshots, neuen Produkt-Features und den derzeitigen Entwicklungs-Roadmaps auf dem Laufenden gehalten haben. Ich weiß, dass wir von Ben und Hyperion sehr bald mehr Updates bekommen werden, bezogen auf die reale Entwicklung und auf Feature-Details; und vertraut mir, wenn ich sage, dass wir diese Einzelheiten bis auf das letzte Bit mit der Community teilen werden. Im Moment können wir aufgrund unserer letzen Telefonkonferenz mit dem AmigaOS 4.0 Team bei Hyperion den außergewöhnlichen Fortschritt sehen; und die Featuresammlung, die in diesem Release enthalten ist, ist fantastisch. Dies wurde durch Sie, die Amiga Community, vorangetrieben, und ich weiß, dass Sie alle sehr glücklich sein werden“.
Und vor allem ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis sollte bei den neuen Systemen gegeben sein. Dafür hätten Alan und sein Team bei Eyetech gesorgt, so McEwen weiter.
Als nächsten Schritt erläuterte er die beiden Oberbegriffe „AmigaDE/Amiga Anywhere“. Vor allem die Frage, weshalb es ab sofort wieder beide Begriffe gab. „Amiga Anywhere“ war nämlich jetzt als Unterprodukt von „AmigaDE“ geplant. Bill McEwen erklärte dazu, das es in Gesprächen mit Kunden klar wurde, das diese häufig nach Inhalten suchten und nicht dem kompletten „DE“ für ihre Umgebungen. Aus diesem Grunde kreierte Amiga die „Amiga Anywhere – Content Engine“, eine Serie von einfachen Produkten also, die Kompatibilität des kompletten „DE“ bieten sollte, aber auf der anderen Seite die „Features“ und Produkte in einer kleineren Form liefern sollte, ins Leben gerufen. Bill McEwen fügte hinzu, das die Produktion eben dieser „Engine“ derzeit zügig voranlief und wies auch noch darauf hin, das Amiga Inc. die „Amiga Anywhere Content Engine“ – Produkte bereits für „Pocket PC“ und „Pocket PC Phone“ im Angebot hatte.
Dann nahm er Stellung zu „Amithlon“. McEwen gab bekannt, das soeben ein neuer Vertrag mit Bernd Meyer, dem Entwickler des Produkts unterzeichnet wurde. Auch gab er zu verstehn, das die Zusammenarbeit mit Bernd schon Monate zuvor stattgefunden hatte und man in dem Projekt ein große Zukunft sehe, da „Amithlon“ an vielen neuen Orten, wo einst Amiga beheimatet war, dem System ein neues Leben einhauchen könnte.
Abschließend ging er noch auf die aktuellen Marktgegebenheiten in der „IT“ – Branche, die Finanzierung und Planung der neuen „AmigOne/OS4“ – Rechner ein und erläuterte einige kalkulatorische Beispiele dazu. Die obligatorischen, sich wiederholenden Worte über eine folgende, glorreiche Zukunft mit Amiga fehlten natürlich auch am Schluss dieses „Executive Updates“ nicht. Jetzt wurde es allerdings Zeit, endlich greifbares zu präsentieren, denn die Ungeduld unter den Fans wurde immer größer. Man hoffte auf die kommende „AmiWest2002“ in Sacramento CA, um endlich die erwarteten Produkte „live“ in Aktion sehen zu können.
Leere Worte und neue PC - Linie
Leider war auch in den kommenden zwei Monaten relativ wenig von Amiga Inc. zu hören bzw. zu lesen. Bill McEwen meldete sich erst am 05. September 2002 mit einem neuen Statusbericht zurück. Darin verkündete er neues zum Amiga Club, den aktuellen Entwicklungen zum „AmigaOne“, sowie den zukünftigen Plänen bei Amiga Inc.. Außerdem gab er noch einige kurze Worte zur „AmiWest2002“ ab.
Zunächst bedankte er sich bei all jenen, die er persönlich auf der „AmiWest2002“ in Sacramento kennenlernen durfte und betonte, das er überglücklich war, mit Amiga – Usern, Entwicklern usw. über Vorstellungen, Ziele und Träume bezüglich des zukünftigen Amiga – Systems sprechen zu können. Das wahrscheinlich einzig positive, denn konkrete Produkte seitens Amiga Inc. waren auf der Messe, wie erwartet, ohnehin wieder nicht zu sehen.
Danach blickte er noch einmal auf die geschichtliche Ereignisse der Firma Amiga Inc. zurück und erläuterte die Geschehnisse und den Fortschritt der (angeblich) seit der Zeit gemacht wurde, als er und seine Firma die verbliebenen Patente und Rechte des Amiga – Systems von Gateway kauften. Und in gewohnter Art und Weise, philosophisch, träumerisch und euphorisch zugleich, predigte er abermals auf fast einer DIN – A4 Seite die Anstrengungen, die es gekostet hatte, das Amiga-System dahin zu führen, wo es sich momentan befände, trotz zahlreicher Gegner und Schwierigkeiten.
Leere Worte, die die Fans nicht mehr glücklich zu stimmen vermochten. Im Gegenteil – die noch verbliebenen, treuen Amiga – Anhänger wurden dadurch immer mehr verärgert. Denn außer sogenannter Entwicklerboards des AmigaOne waren nach wie vor keine konkreten Produkte in Sicht. Und auch in Sachen AmigaOS 4 gab es keine Hinweise auf ein mögliches Erscheinungsdatum. Im „Executive Update“ wurde lediglich Hyperion für seine hervorragende, bis dato geleistete Arbeit gelobt und einige neue „Screenshots“ des zukünftigen Betriebssystems veröffentlicht.
Stattdessen verkündigte Bill McEwen, das Amiga Inc. beabsichtigte sehr günstige PC-Laptops anzubieten. Mit Linux/UAE als Betriebssystem. Drei mögliche Beispielkonfigurationen waren deshalb auch gleich mit im neuesten Statusbericht von McEwen aufgeführt. Außerdem forderte er die Fans auch gleich auf, ihm Feedback über das geplante Vorhaben zu geben. Das war vielen Usern eindeutig zu viel – und so gab es wieder viel Lesestoff in den Foren.
Zu guter letzt wies er noch darauf hin ein neues Produkt, genannt „Amithlo“ in den nächsten Monaten einführen zu wollen. Was dies genau sei, sollte aber erst zu einem späteren Zeitpunkt in einer zukünftigen Pressemitteilung bekannt gegeben werden. Auch gab er noch einige ermunternde und danksagende Worte an alle Entwickler ab, die Amiga Inc. bis dato unterstützt hatten und trotz zahlreicher Schwierigkeiten für großartige Software gesorgt hätten.
Also wieder ein "Executive Update", das lediglich aus Ankündigungen und leeren Worten bestand ohne auf konkrete, greifbare Produkte hinzuweisen. Die noch verbliebene Fangemeinde wurde durch diese Politik jedenfalls immer kleiner und der Name Amiga in der „IT“ – Welt immer unbedeutender je mehr Zeit verstrich. Viele Chancen wurden vertan und vieles hätte aus dem System werden können. Doch leider hatten alle Eigner nach Commodore den Amiga nie richtig verstanden.
Auslieferung der ersten AmigaOne Systeme!
Überraschend, unerwartet und ohne großes Aufsehen gab Eyetech in einer Pressemitteilung vom 01.11.2002 dann doch noch die lang herbeigesehnte Verfügbarkeit der ersten „AmigaOne“ – Systeme bekannt. Die Rechner mit der Produktbezeichnung „Earlybird“ waren ab sofort in zwei verschiedenen Varianten erhältlich.
Zum einen in einer „SE“ – Version mit festverlöteter PowerPC G3 CPU und zum Anderen in einer „XE“ – Version mit gesockeltem G3 oder G4 – Prozessor. Der „AmigaOneG3-SE“ verfügte dabei über eine 600 Mhz CPU vom Typ PowerPC 750Cxe und der „AmigaOne-XE“ entweder über eine mit 700 Mhz getaktete G3 CPU vom Typ 750FX oder eine mit 800 Mhz getaktete G4 CPU vom Typ 7451.
Allen Rechnerkonfigurationen gemeinsam waren 4 PCI – Slots (3 x 33 Mhz/1x 66 Mhz), sowie 1 AGP – Port (2x), Ethernet, 4 x USB, Keyboard und Maus – Anschlüsse und ein entsprechendes Firmware, das die Möglichkeit bereitstellte mit dem System „OS 4“ zu booten.
„AmigaOS4“ war allerdings bei Auslieferung der Rechner, aufgrund von Verzögerungen seitens Hyperion, noch nicht mit im Lieferumfang enthalten. Laut Eyetech sollte das neue Betriebssystem aber spätestens „Anfang 2003“ erhältlich sein. So mußten die User erstmal mit LinuxPPC und UAE vorlieb nehmen.
Eyetech dazu: „OS4 ist bereits weit fortgeschritten, allerdings derzeit noch nicht marktreif - hauptsächlich da Hyperion einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit in die Anpassung der AmigaOne PPCBoot Firmware investieren mussten. Wir hatten in den letzten sechs Monaten jedoch eine überwältigende Nachfrage, sowohl von Händlern als auch von Endkunden, den AmigaOne (sowohl Motherboards als auch komplette Systeme) bereits jetzt mit LinuxPPC und UAE auszuliefern, noch bevor OS4 erhältlich ist.“
Aufgrund dieser Tatsache versprach Eyetech allen schnellentschlossenen Kunden, die sich bereits jetzt für eines der neuen Systeme entscheiden würden, eine kostenlose, registrierte Vollversion von „AmigaOS4“ nachzuliefern. Das Angebot sollte allerdings nur bis 31.12.2002 gelten.
Der Grundstein für die Zukunft des „Amiga“ - Systems wurde also doch noch, trotz vieler Zweifel, gelegt. Jetzt mußte nur noch genügend Werbung gemacht und natürlich entsprechend viele Systeme abgesetzt werden um den Namen „Amiga“ auch in der restlichen „IT“- Welt wieder spruchreif zu machen und sich zumindest ein paar Prozent Marktanteile zurück zu sichern.
Ob „Amiga“ es allerdings schaffen würde, das stand noch in den Sternen. Zu stark war die Konkurrenz aus dem PC- und Mac - Lager mittlerweile geworden. Die Zukunft des Systems lag jetzt einzig und allein bei den Usern die durch Akzeptanz oder Nichtakzeptanz über das Fortbestehen der „Amiga“ – Baureihe entscheiden würden. Getreu dem Motto: „Amiga“ – totgeglaubte leben länger, oder???
Ein ein neues Executive Update folgte dann auch gleich am 02.11.2002. Neben den bereits durch Eyetech erfolgten Ankündigungen, befasste sich jenes noch zusätzlich mit der Ankündigung verschiedener „Game Packs“ für Smartphones und Pocket PC`s durch Amiga Inc.. Diese sollten ebenfalls noch zum Weihnachtsgeschäft erhältlich und auch über größere Handelsketten vertrieben werden. Desweiteren verkündete Bill McEwen darin, das man in andere Büroräume umgezogen sei und es bald eine neue Adresse für das Amiga – Hauptquartier geben sollte. Und am 19.11.2002 wurde von ihm noch angekündigt, in Zukunft auch auf allen größeren, namhaften Messen der Computerindustrie vertreten sein zu wollen. Vor allem auf der CeBit wollte der Computerhersteller zukünftig präsent sein, um den Namen Amiga auch dem Rest der Welt wieder in Erinnerung zu rufen. Aber auch Messeauftritte zum Beispiel auf der Micromat – Messe in Birmingham, Großbritannien oder in Frankreich auf der SINTEP-Messe waren geplant.
Bis auf die neuen Amiga – Modelle schien das die Fangemeinde aber wenig zu interessieren. Immerhin gab es jetzt nach fast 10 Jahren endlich wieder neue „Amiga“ - Hardware zu kaufen. Allein das zählte im Moment. 2003 sollte nach den Plänen von Amiga Inc. also diesmal wirklich, nach Jahren der Dunkelheit, das Jahr werden, in dem Amiga in das Bewußtsein der restlichen "IT" - Welt zurückkehren sollte.